Wie lagere ich Wein richtig?

“Frische” geht über alles! Diesen Eindruck kann man bekommen, wenn man sich Werbung für Lebensmittel anschaut. Das mag oft auch stimmen, aber natürlich nicht immer!
Denken wir an Käse, Rum oder Dry Aged Fleisch. Auch Omas Eintopf schmeckt am dritten Tag bekanntlich besser denn je.
Aber wie ist das eigentlich genau beim Wein? Wie erkenne ich, welchen Wein ich liegen lassen kann?

 

 

 

Wie lagere ich meinen Wein richtig? Wie weiß ich, ob ich meinen Wein einlagern sollte? Ob Du Deinen Wein wirklich einlagern solltest oder sofort trinken solltest, hängt neben Durst und Lust auf einen bestimmten Wein von den folgenden, wichtigen Kriterien ab:

Dein Persönlicher Geschmack

Magst Du generell Weine, die schon ein paar Jahre hinter sich haben? Grundsätzlich werden Weine über die Zeit hinweg runder. Im Weißwein baut sich die Säure ab und im Rotwein verknüpfen sich die Tannin-Verbindungen miteinander, was den Wein immer weicher und samtiger macht. Nun ist es an Dir, dich zu fragen, ob Du diesen Geschmack überhaupt suchst oder ob Du viel mehr etwas frisches und spritzigeres brauchst?

 

Der geeignete Lagerplatz für Wein

Finde heraus, ob Du einen geeigneten Lagerplatz für Wein hast. Wein ist ein sehr sensibles Gut und hat für den optimalen Qualitätserhalt hohe Ansprüche an den Lagerplatz.

 

Temperatur

Aromen im Generellen sind sehr temperatursensibel. Liegt die Umgebungstemperatur über 20 Grad Celsius, kann es sein, dass sich die Aromen schneller verflüchtigen. Sollte der Wein nur etwa 12 Monate gelagert werden, geht eine Temperatur bis 20 Grad allerdings in Ordnung. Je länger der Wein gelagert werden soll, um zu reifen, desto kühler sollte es sein. Die optimale Temperatur für eine sichere und gute Lagerung von Wein liegt zwischen 10 und 12 Grad.

Nun ist es natürlich zum Einen wichtig, den Wein kühl zu lagern. Viel wichtiger ist es aber, die Temperatur des Weines konstant zu halten. Gerade durch Temperaturschwankungen geht das schönste Aroma verloren und der Wein altert schneller.

 

Luftfeuchtigkeit

Es ist tatsächlich mehr der Korken als der Wein, der eine stabile Luftfeuchtigkeit benötigt. Ist die Luft zu trocken, kann auch der Korken austrocknen, spröde und porös werden und der Wein verdirbt. Ist die Luft zu feucht kann sich Schimmel auf den Korken bilden und den Wein ebenfalls verderben.

Wie kannst Du die Luftfeuchtigkeit herausfinden? Ganz einfach mit dem Hygrometer. Die normale Luftfeuchtigkeit in Räumen liegt in Deutschland um die 40 – 60%. Ein Korken braucht für maximale Elastizität eine Luftfeuchtigkeit von 45% und mehr. Für eine Lagerzeit von bis zu drei Jahren reicht folglich eine feuchtere Raumluft. Für eine lange Lagerzeit empfehlen wir bis zu 70 / 80% Luftfeuchtigkeit.

Position

Die Lagerposition hängt von der Verschlussart des Weins ab. Ist die Flasche verkorkt, sollte der Wein unbedingt liegend gelagert werden. So bleibt der Korken von der Innenseite feucht und bildet eine zuverlässige Aromenbarriere. Bei Schraubverschlüssen und Glaskorken kann der Wein auch stehend gelagert werden.

 

Licht

Wie auch bei Kaffee und Gewürzen gilt: je mehr Licht auf ein Produkt scheint, desto schneller werden die Aromen zersetzt. Der klassische Weinkeller eignet sich somit tatsächlich am besten für eine lichtgeschützte Aufbewahrung der edlen Tropfen.

Vibrationen und Erschütterungen

In Rotweinen bildet sich nach einer längeren Lagerung aus mikroskopischen Schwebstoffen ein kleiner Satz – diesen nennt man Depot. Dieses Depot darf sich gerne bilden, allerdings sollte es sich nicht absetzen und wieder aufgewirbelt werden. Somit ist eine vibrationsfreie Lagerung empfehlenswert: fern von Waschmaschinen, Trocknern, Heizungsanlagen und allem, was Vibrationen erzeugt und abgibt. Am besten: im Weinregal, das satt steht und nicht wackelt.

Gerüche

Schon bereits vor dem Öffnen der Flaschen atmet der Wein bekanntlich. Mit der Zeit schafft es auch der stärkste Geruch durch den Korken in die Flasche. Somit gilt: fern halten von geruchsintensiven Lebensmitteln wie Bananen, Knoblauch, Kaffee oder Zwiebeln. Ebenso hält der Korken leider auch keine chemischen Keulen vom Wein fern: keine Reiniger, Öle und Schutzmittel in der Umgebung des Weins lagern. Am besten: ein geschlossener Schrank, in dem der Wein in geruchfreiem Frieden ruhen kann.

Qualität

Das wichtigste Kriterium ist die Qualität des Weines und somit indirekt auch der Preis. Wieder gilt auch hier: Ausnahmen bestätigen die Regel. Die folgenden drei Kategorien sind daher ein ungefährer Richtwert und sollen der Orientierung dienen:

Der Einstieg

Frische, junge und leichte Weiß- Rosé und Rotweine mit einer Preisspanne von ca. 7-15€. Diese Weine profitieren meist von einem spritzigen, jugendlichen Charakter. Unsere Empfehlung: eher zügig trinken und nicht zu lange lagern, da sonst der frische Charakter leiden kann.

Das Mittelfeld

Solide Weine mit einer Preisspanne von ca. 15-25€ sind im Mittelfeld anzusiedeln. Hier haben eher die Rotweine ein paar Jahre mehr Reifepotenzial, aber auch Weißweine kannst Du etwas liegen lassen. Hier empfehlen wir, den Jahrgang auf dem Etikett zu suchen und für die Lagerzeit bei Weißweinen +3 Jahre und bei Rotweinen +5 Jahre zu rechnen.

Spitzen-Weine

Weine ab 25€ aufwärts haben in der Regel ein großes Lagerpotenzial. Maßgeblich beeinflusst wird die Qualität von der Lage des Weinbergs, dem Jahrgang, der Lese und der Vinifizierung. Unsere Empfehlung: Die hohe Qualität führt dazu, dass eine Lagerung von über 10 Jahren wie eine Schönheitskur für den Wein ist. Also trau Dich und lass die Weine ruhig ein paar Jahre liegen.

Wie entwickelt sich mein Wein?

Besorge Dir eine etwas größere Menge (mind. 6 Flaschen) von einem guten Wein und verkoste z.B. alle 6 Monate eine Flasche. Mach Dir dazu Notizen, wie Du Parameter wie Säure, Tannin, Geruch und Geschmack bewertest. Du wirst sehen, es ist spannend welche Entwicklung ein Wein gerade während dem “Nichtstun” nehmen kann.