Vorwort
Guter Wein liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Das ist klar.
Es liegt zudem in der Natur eines Weinhändlers, sich eingehender mit einem bestimmten Weingut auseinander zu setzen und davon ein glühender Fan zu werden. Somit ist es auch immer mit Vorsicht zu genießen, wenn man liest "Dieser Wein ist der beste Wein". Klar - würde ich auch sagen. Das ist aber eine ganz andere Baustelle, um die es hier nicht gehen soll.
Allerdings gibt es Faktoren, die über das subjektive Empfinden hinausgehen. Faktoren, die dafür sorgen, dass der Hype um einen Wein mehr ist als nur die Euphorie eines Weinhändlers.
Ich werde deswegen hier versuchen, die Begeisterung die Vioneers für das Weingut La Marciana hegt auf 5 objektive Faktoren zurückzuführen.
Zusammenfassung
Die 5 Faktoren, die die Weine von La Marciana einzigartig machen sind
- Die Region Rioja
- Die seltenen Rebsorten
- Die einzigartigen Weinberge
- Das leidenschaftliche Team
- Die starke Philosophie
Die Region Rioja - Wiege und Königin des Spanischen Weins
Die Geographie der Rioja
Der Name Rioja stammt übrigens vom Rio Oja - dem Fluss Oja - der im nordwestlichen Rand der Region liegt. Im Norden wird Rioja begrenzt und geschützt durch die Sierra de Cantabria. Diese ist ein Gebirgszug, die die kalten und feuchten Winde vom Atlantik, wie wir sie aus dem Norden Spaniens kennen, aufhält. Die Sierra de Cantabria sorgt dafür, dass die Rioja eines der naturgemäß wärmsten und trockensten Anbaugebiete für Wein in ganz Spanien ist. Die nördliche natürliche Grenze der Region ist der Rio Ebro, der die Region schon seit Jahrtausenden mit dem nötigen Wasser und wertvollen Mineralien versorgt. Gerade in den tieferen Regionen der Rioja Baja weiter im Osten schlagen hier besonders der Flussschlamm und die darin enthaltenen Mineralien zu Buche und machen die Weine unverwechselbar.
Die Unterregionen der Rioja
Die Rioja ist in drei Unterregionen aufzuteilen:
- Die Rioja Alta
- Die Rioja Alavesa
- Die Rioja Baja
Die Rioja Alta im Westen ist geprägt von kühleren Winden, kalkhaltigerem Boden und späteren Ernten.
Die Rioja Alavesa (nördliche Mitte der Rioja) gehört gar zu einem anderen Land - wir befinden uns hier nämlich in der Autonomen Region des Baskenlandes - mit eigener Regierung, Polizei und Zuschüssen.
Die Rioja Baja hingegen macht den Osten der Region aus - hier haben wir es mit der größten Wärme, rotschlammigen Böden und wenig Wind zu tun. Die Rioja, wie wir sie kennen.
Die Geschichte der Rioja
Schon seit der Antike werden nachweislich in der Rioja Trauben angepflanzt und zu Wein verarbeitet. In Stein geschlagene Becken erinnern uns noch heute an diese antike Form der Vinifizierung. Auch während des Mittelalters sorgten die Klöster dafür, dass in der Region weiterhin Weinbau betrieben wurde. Im internationalen Vergleich konnte der Rioja Wein allerdings nicht mithalten, da der Ausbau in Eichenfässern hier noch nicht praktiziert wurde. Dieser erlaubte nämlich neben den geschmacklichen Fortschritten auch eine längere Lagerbarkeit des Weins und somit auch einen Export in die entferntesten Gegenden der Welt.
Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam mit der Mehltau-Epidemie und der Reblaus-Plage in Europa Bewegung ins Spiel. Die Weinhändler aus Bordeaux benötigten nämlich nahegelegene Trauben, um ihre Weine aufzufüllen. Und so entwickelte sich der Fokus auf die Rioja.
Die Weinhändler, Kellermeister und Winzer brachten ihre französische Expertise mit und etablierten somit vergleichsweise spät den Gebrauch von Eichenfässern auch in der Rioja, was so heutzutage nicht mehr wegzudenken wäre.
Synthese
Jahrtausende der Weinbau-Tradition und somit die Erfahrung von Familien, deren Leben sich seit zig Generationen nur um den Weinbau dreht, machen die Rioja zu der ältesten und wichtigsten Weinregion Spaniens - die Wiege des spanischen Weins. Die für die Rioja glücklichen Umstände im 19. Jahrhundert sorgten dafür, dass französische Wein-Enthusiasten das Potenzial des spanischen Rioja-Weins entdeckten und nach französischer Machart Wein in Holzfässern zu reifen. Tradition und Innovation, gepaart mit den optimalen Bedingungen in Boden und Klima.
Die Rebsorten
Die iberische Halbinsel ist allein durch das schiere Alter der Weinbautradition noch und nöcher gesegnet mit autochthonen Rebsorten, also Rebsorten, die nur in einer gewissen Region wachsen. Neben der Vielzahl an autochthonen Rebsorten, die klassischerweise im Gemischten Satz verwertet werden - so kennen wir es beispielsweise aus Portugal - ist auch die Vielzahl der mutierten Rebsorten zu erwähnen. Natürlich ist mit Mutation hier nicht die Science-Fiction-Fantasie gemeint, auch wenn es für die Weine vom Mars nahe läge. Vielmehr beschreibt die Mutation lediglich den natürlichen Vorgang, dass im Laufe der Evolution einer Rebsorte, diese eine Rebsorte eine andere Abzweigung genommen hat. So kann es auf ganz natürliche Weise geschehen, dass in einer Rebzeile von klassischem roten Tempranillo plötzlich auch weiße Trauben wachsen.
Die Mehrheit der Rebsorten in der Rioja sind rote Trauben, die für einen klassischen Rioja-Wein als Cuvée gemischt werden. Nur ein Siebtel der gesamten Weinproduktion in der Rioja läuft auf Weißwein hinaus.
Folgende Rebsorten werden in der Rioja am meisten angebaut. In Klammern die Anteile der Anbauflächen:
- Tempranillo (61%)
- Garnacha (18%)
- Mazuelo (3,5%)
- Graciano (0,7%)
- Viura (weiß) (15%)
- Malvasia (weiß) (0,25%)
- Garnacha Blanca (weiß) (0,09%)
Die Rebsorten von La Marciana
Für die Weine von La Marciana wurden besonders die folgenden Sorten verwendet:
Alma de la Marciana: Rote Garnacha, Tempranillo, Graciano
Rotwein: eine seltene Mutation der Roten Garnacha Traube
Weißwein: weißer Tempranillo, weiße Garnacha
Besonders hervorzuheben sind hierbei also die weißen Rebsorten Garnacha Blanca und Tempranillo Blanco. Letzterer wird in der Übersicht der größten Rebsorten der Rioja gar nicht mehr gelistet, da der Anteil so gering ist. Auch von Garnacha Blanca ist der Anteil im globalen Rioja-Vergleich verschwindend gering mit 0,09% Anbaufläche. Wenn das mal keine Seltenheit ist…
Die Weinberge von La Marciana
Die geographische Lage
Die Weinberge des Weinguts La Marciana liegen rund um Andosilla, eine kleine spanische Ortschaft, die auf politischen Karten in der Nachbarregion der Rioja, nämlich in Navarra, liegt. Für den Weinbau spielen aber politische Grenzen keine große Rolle, weswegen die Weinberge und auch das Weingut zur Rioja Oriental oder auch Rioja Baja gezählt werden.
Mariano
Der Stolz der Familie Serrano, die Miteigentümer von La Marciana, ist die Lage Mariano. Hier steht ein Garnacha-Klon / eine Mutation der roten Garnacha-Traube, die sonst nirgendwo wächst. Die Reben sind 120 Jahre alt. Im Jahr 1900 wurden diese Reben gepflanzt, haben seitdem gewurzelt, sich weiterentwickelt und tragen nun Erträge, die eine besondere Aufmerksamkeit verdienen. Diese Reben stehen auf beinahe weißem Lehmboden.
Der Ertrag dieser Reben wurde bis dato noch nie einzeln vinifiziert. Nun wurde der Ertrag dieser 120 Jahre alten Reben aus der Lage Mariano mit dem der 85-jährigen Reben aus der Lage Ermita zu einem reinsortigen Garnacha gekeltert - das Ergebnis: La Marciana Rot. Ein Wein, der unglaublich viel Geschichte erlebt hat und davon auch erzählt.
Buschform
Die übrigen Weinberge des Weinguts stehen in der Gemeinde Andosilla und sind wie es in der Gegend üblich ist nicht an Drähten gezogen, sondern stehen frei in Buschform. So kann noch mehr Sonne und Wind die Reben umspielen und sorgt für die einzigarten Geschmäcker, die spanischer Wein in sich trägt.
Das Team
Das Team besteht aus 2 Familien. Die spanische Familie Serrano ist seit Jahrzehnten Eigentümer der Weinberge rund um Andosilla in der Rioja Baja. Der zentraleuropäische Gegenpart ist das deutsch-österreichisch-französische Paar, Nadine und Philpp.
Familie Serrano
Die Familie Serrano brennt für das Weingut La Marciana und steht mit voller Mannstärke in den Weinbergen und im Keller. Andrés kümmert sich hierbei um die Weinberge mit einem absoluten Respekt für natürliche Zyklen und beste Bedingungen für eine biodynamische Landwirtschaft. Ramón ist methodisch im Weinkeller und ist sich der Qualität jeder Traube bewusst. Er bringt die nötige Erfahrung mit, um aus jeder Rebsorte das Maximum zu holen. Andrés und Ramón sind Brüder und arbeiten in perfekter Abstimmung aufeinander - sie bezeichnen es als "Simbiosis de hermanos" als brüderliche Symbiose. Der jüngere Gegenpart, der frische Wind, die komplementäre Ansicht ist Álvaro. Dieser hält die brüderliche Symbiose der beiden älteren im Gleichgewicht und sorgt für Innovationskraft auf dem Weingut.
Nadine & Philipp
Das multinationale Paar hatte schon lang den Traum vom eigenen Grand Cru. Die beiden waren schon ihr Leben lang in der Weinwelt zuhause. Nadine studierte Kommunikation an der Sorbonne und später Önologie in Bordeaux. Philipp studierte Weinbau und Önologie in Geisenheim. Hier teilte er sich mit dem Mitschwaben und Kommilitonen Kai Schubert, seines Zeichens selbst gefeierter Winzer in Neuseeland, die WG. Nach seiner Geisenheimer Zeit ging Philipp nach Bordeaux, um dort seine Önologen-Ausbildung weiter voranzutreiben. Lange Zeit arbeitete er als önologischer Berater auf verschiedenen Weingütern bis er und Nadine auf die Lage Mariano stießen. Da wurde ihnen klar, dass sich hier eine außergewöhnliche Möglichkeit auftat.
Die Philosophie
Kleine Auflage
In fester Zusammenarbeit arbeitet somit stetig und tatkräftig ein Team aus 5 Köpfen an den Weinen von La Marciana. Jeder bringt seine Expertise und Innovationskraft in dieses Microweingut, das in kleinster Auflage von beispielsweise nur 1.007 0,75l-Flaschen Weißwein im Jahr 2020 produziert. Hier wird in Handarbeit gearbeitet - jede Traube ging hier durch mindestens drei Paar Hände. Man könnte sagen, jede Traube ist quasi namentlich bekannt.
Biodynamischer Weinbau
Die Weine von La Marciana sind allesamt bio- und demeter-zertifiziert. Das ist zurückzuführen auf den biodynamischen Weinbau, den die Familie Serrano leidenschaftlich betreibt. Biodynamischer Weinbau (auch Biodynamik oder Biodynamie genannt) beinhaltet, dass keine Chemikalien erlaubt sind und auf die natürlichen Kreisläufe geachtet wird. Dies bezieht sich einerseits auf die Nährstoffzusammensetzungen im Boden, das Klima, aber auch beispielsweise auf die Mondphasen. Alle Prozesse in der Natur stehen in Verbindung und bedingen einander somit. Hier wird mit viel Liebe und positiver Energie den Pflanze gegeben, damit diese wiederum zurückgeben können. Was sich esotherisch anhört, hat schmeckbare Konsequenzen. Wir sind begeistert von so viel Leidenschaft für Biodynamik.
Châteauneuf-du-Pape
Philipp und Nadine sind in ihrer Arbeit als Önologen selbstverständlich von den großen Rotweinen Frankreichs geprägt worden. Allein die Ausbildung in Bordeaux schafft ein größeres Verständnis für Rotwein als sich manch einer wünschen kann. Ihre Inspiration ziehen sie in der Sprache ihrer Rotweine einerseits aus dem Fokus auf Einzellagen, wie man sie aus dem Burgund kennt. Sie lassen die Rotweine die Sprache ihres Terroirs sprechen, welches sich wirklich nur auf diese einzelne Lage bezieht. Andererseits ist es ihr weiterer Fokus, expressive Weine zu erschaffen, wie man es aus Châteauneuf-du-Pape im südlichen Rhône-Tal kennt.
Rioja und doch nicht - die Marsweine
Somit entstehen Rotweine, deren Terroir und Anbautradition Rioja, Rioja und nochmals Rioja sprechen. Auf der anderen Seite steht die französische Art, Weine zuzubereiten. Es stehen kaum bekannte Rebsorten und Klone. Es steht die feste Überzeugung, biodynamischen Wein anzubauen und diesen in kleiner Auflage und in höchster Qualität auf die Flasche zu ziehen.
Nimmt man all diese Faktoren zusammen, entstehen Weine, die unterschiedlicher kaum ausfallen können: La Marciana in Rot und Weiß und Alma de La Marciana. Was sie verbindet ist, dass sie alle nominell aus der Rioja sind. Neben ihren kühleren und eleganteren Aromen im Vergleich zu ihren Rioja-Artgenossen, sind es besonders ihre Geschichte und ihre Machart, die sie so wirken lassen, als seien sie von einem anderen Planeten - womöglich vom Mars.
Zusammenfassung
Es brodeln im Weingut La Marciana der enorme Energieaufwand der Handarbeit, jahrelange Erfahrung, internationale Ausbildungen, diverse Blickwinkel, glühende Leidenschaft für biodynamischen Wein und familiäre Menschlichkeit. All diese Energien kondensieren sich im Ergebnis, das wir nun in der Flasche halten. Überirdische Rioja-Weine, die Aromen in sich tragen, die so untypisch für die Gegend sind, dass sie vom Mars sein könnten. Dies sind die Marsweine: