Unser Sabrage-Experte Leo zeigt euch im Tutorial, wie ihr eine Flasche richtig mit einem beliebigen Gegenstand sabrieren oder aufsäbeln könnt.
Theorie
Zunächst einige Worte zur Theorie: Der Begriff Sabrieren kommt aus dem Französischen: le sabre ist “der Säbel” übersetzt. Das Verb dazu ist Sabrieren. Der Vorgang wird als Sabrage bezeichnet.
Eine Schaumwein-Flasche steht ordentlich unter Druck. Vier bis 4,5 Bar sind in der Flasche – das sind doppelt so viel Bar wie in eine Autoreifen. Dass viel Druck in so einer Flasche herrscht weiß jeder, der schon mal einen Korken hat “fatzen” lassen. Den Korken zu schießen ist beim Öffnen von Schaumweinflaschen die am wenigsten elegante Art. Eine höhere Kunst besteht darin, den Korken beinahe lautlos aus der Flasche zu drehen. Ein leichtes Zischgeräusch ist dabei nicht zu vermeiden. Dies wird auch als Engelsfurz bezeichnet. Die höchste Form des Öffnens ist die Sabrage – traditionellerweise in gehobenen Lokalen mit einem eigens dafür bereitgestellten kleinen Champagner-Säbel / Schaumwein-Säbel.
Eine Schaumweinflasche besteht aus drei Teilen – den beiden Flaschenhälften, die an der Naht zusammengeführt werden und anschließend wird der Flaschenkopf noch auf beide Hälften oben aufgesetzt. Alles wird miteinander verschmolzen. Wo sich die drei Teile aber treffen, entstehen zwei Sollbruchstellen. Diese gilt es zu treffen.
Wie man einen Schaumwein säbelt
Vorbereitung
Kapsel
Wenn die Flasche inspiziert wurde und sichergestellt wurde, dass sie intakt ist und klar ist, wo die Sollbruchstellen sind, muss zunächst die Schutzkapsel entfernt werden. Diese bitte entsorgen.
Agraffe
Das Drahtgestell um den Korken wird Agraffe genannt: es ist im weiteren Sinne eine Klammer, um den Korken in Position zu halten. Im Französischen bezeichnet die Agraffe übrigens unter anderem auch die Heftklammer. Die Agraffe wird zum Sabrieren nicht vollständig abgenommen sondern kurz gelockert und einen Ring nach oben geschoben. So dient die Agraffe dazu, den Flaschenkopf und den Korken kompakt beisammen zu halten – es springt also als Paket ab und splittert nicht durch die Gegend.
Haltung
Um zu Sabrieren sollte die Flasche leicht schräg gehalten werden: so schräg, dass nach erfolgter Sabrage nicht sofort der Schaumwein aus der Flasche laufen kann. Aber auch nicht so aufrecht, dass das Geschoss nachher unkontrolliert auf Umstehende “regnen” kann. In keinem Fall auf sich selbst gerichtet.
Wir empfehlen 40-50 Grad Neigungswinkel – auf eine freie Fläche gerichtet. Am besten macht man Sabragen, bis man sie perfektioniert hat, an der frischen Luft, wo kein Umstehender verletzt werden kann. Bitte die Flasche relativ weit unten fassen, damit wenn doch mehr absplittern sollte, die Hände sicher bleiben.
Werkzeug
Als Werkzeug zum Sabrieren kann letztendlich alles dienen, was eine gewisse harte Kante und gleichzeitig Schwere aufweist. Die Kante sollte so hart und scharf sein, dass man problemlos und gezielt die Sollbruchstelle anvisieren kann und nicht wild auf den Flaschenkopf eindrischt. Es geht um Kontrolle. Das Werkzeug locker aber bestimmt halten und führen.
Sabrieren
Wenn man sicher ist, dass die Vorbereitung abgeschlossen ist, alle Umstehenden geschützt sind und das Werkzeug richtig gewählt ist, kann man viel Selbstvertrauen einfach “durchziehen” und das Werkzeug locker geführt mit ordentlich Schwung auf die Sollbruchstelle saußen lassen. Vielleicht braucht man zunächst einige Versuche bis es klappt. Mit der Zeit wird es aber immer routiniertert.
Nachbereitung
Zunächst strömt der Schaumwein aus – um das Ausschenken kümmert man sich natürlich sofort. Umgehend auch den abgeschlagenen Flaschenkopf samt Korken und Agraffe sichern – viel Erfolg beim Suchen.
Hinweis
Achtung: die Kanten der abgeschlagenen Glasteile sind sehr sehr scharf. Deswegen bitte den Flaschenkopf sofort suchen und entsorgen. Am Flaschenhals nicht in den Rand fassen und nicht aus der Flasche trinken. Am besten den Schaumwein einfach in Gläser vollständig umfüllen und die Flasche gewissenhaft auch für nachfolgende Müllbenutzer entsorgen. Im Schaumwein selbst werden in der Regel keine Scherben sein, da durch den hohen Druck alles AUS der Flasche möchte und NICHTS REIN gerät. Ein prüfender Blick kann aber nie schaden.
Wir haben übrigens einen Fehlversuch mit einer Flasche gehabt, die nicht kühl genug war. Hinweis also: so gut kühlen wie nur möglich. Je kühler Flasche und Wein, desto niedriger der Druck und desto kontrollierbarer die Sabrage.
Viel Spaß und Erfolg beim Sabrieren!
